Bild: © Privat

Ab in die Ferne/Raus in die Welt. Eine WU Absolventin erzählt, wie es ist, in Freetown, Sierra Leone zu leben und zu arbeiten.


© Privat

Christina Toepell

Position: Diplomatin und Spezialistin für Privatsektorentwicklung an der britischen Botschaft in Freetown
Studium: WISO, VWL
Seit Oktober 2020 in Freetown

Was?

Ich kümmere mich hier um ein großes Entwicklungsprogramm im Privatsektor, durch das nachhaltiger Handel und Investitionen gestärkt und 370.000 Jobs geschaffen werden sollen. Ich arbeite hierzu auch eng mit der Regierung zusammen – aktuell wird z. B. gerade eine Investitionsbehörde eröffnet. Außerdem leite ich ein kleines Team, das sich um die Beziehungen mit britischen Unternehmen kümmert und dabei hilft, die britische Handelskammer wieder aufzubauen.

Warum?

Ich habe 2016 angefangen, im britischen Entwicklungsministerium zu arbeiten – ich verbrachte zuerst 3 Jahre in der Londoner Handelsabteilung und ging dann als Abgeordnete zu den Vereinten Nationen und der Welthandelsorganisation nach Genf. Als die Stelle in Sierra Leone frei wurde, habe ich mich sofort beworben und es seither keine Sekunde bereut – das tägliche Leben ist hier zwar deutlich einfacher, dafür sind die Strände weiß wie in der Karibik, es scheint fast jeden Tag die Sonne und wir haben einen Regenwald zum Wandern direkt vor der Haustür.

Wann macht deine Arbeit Sinn?

Im Idealfall immer. Ich fand schon in meinem WU Studium die Kurse zu Entwicklungsökonomie am spannendsten und glaube fest, dass durch eine Stärkung des Privatsektors, des Handels und des Finanzmarktes ein längerfristiges Wachstum in Sierra Leone stattfinden kann – für das Land ist das langfristig definitiv nachhaltiger als weiterhin von Entwicklungsgeldern abhängig zu sein. Wenn man an Sierra Leone denkt, kommen oftmals zuerst Bilder von Ebola oder Bürgerkrieg in den Kopf – dem ist aber bei weitem nicht mehr so. Es gibt hier wirklich viele Unternehmer*innen, die ihr Land mit Stolz unterstützen und weiterbringen möchten.

Bitte Ja!

Sierra Leone besuchen! Selbst die New York Times hat es auf ihre Liste der „52 Places To Visit in 2022“ aufgenommen. Es ist ein Geheimtipp für alle, die entschleunigten Ökotourismus und Abenteuer mögen. Unbedingt empfehlenswert: frischgefangenen Lobster mit Jollofreis am Strand essen, ein paar Tage in Bureh surfen, ein Yogawochenende im Tacugama Chimpanzee Sanctuary verbringen und mit Zelt durch den Gola Rainforest wandern – im Regenwald aufzuwachen ist einmalig.

Bitte Nein!

Ungeduldig sein – alles dauert hier länger als daheim und ist auch immer etwas komplizierter als gedacht. Zu viel Angst vor Insekten darf man auch nicht haben: Ich erschrecke mich zwar immer noch, wenn ich Kakerlaken in meinem Wohnzimmer sehe, aber zumindest schreie ich nicht mehr gleich los wie am Anfang!

Brigitte Kuchenbecker

Brigitte arbeitet seit elf Jahren für das ZBP. Ihre Leidenschaften sind das Schreiben und die Personalarbeit – umso besser, dass sie als Chefredakteurin des Karrieremagazins und Autorin des Blogs beide Interessen vereinen kann. In ihrer Freizeit findet man sie in der Natur: beim Wandern, Klettern oder Garteln.

More Posts - Website