Bild: © Klaus Vyhnalek

Herbert Grönemeyer hat einmal gesungen „Es bleibt alles anders“. Und es stimmt: Die Welt steht nie still. Veränderungen und Entwicklungen gehören zu unserem Leben einfach dazu. Und manche Entwicklungen sind so grundlegend, dass sie uns alle in der einen oder anderen Weise betreffen. Man denke nur allein daran, wie Social Media die Kommunikation verändert. Wie das Internet heute fast jede Frage beantworten kann. Oder wie das Bewusstsein für Umweltschutz immer mehr unsere Kaufentscheidungen mitbestimmt.

Laut den Zukunftsforschern Harry Gatterer und Christian Horx gibt es aktuell 12 Megatrends, die unsere Welt prägen – vor und nach COVID19. Diese Megatrends sind laut Definition „Konstanten der Entwicklung“. Sie verändern die Welt zwar langsam, aber stetig und durchdringen alle Lebensbereiche und Ebenen der Gesellschaft – von der Wirtschaft über die Politik bis hin zur Wissenschaft, Technik und Kultur.

Wir haben mit Rektorin Edeltraud Hanappi-Egger über 5 dieser Trends gesprochen. Und wie die WU auf diese vorbereitet.

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Wissenskultur

Schlagworte: Lebenslanges Lernen, Open Innovation, Augmented Reality, Edutainment

Wissen zu teilen, war selten so leicht wie heute. Wir werden täglich mit einer Unmenge an Informationen konfrontiert – die wesentlichen herauszufiltern wird zum Key-Asset. Auch der Fortschritt geht rasend schnell: Welche Technologien in den kommenden 10 Jahren unser Handeln dominieren werden, ist heute kaum prognostizierbar.


Edeltraud Hanappi-Egger: Das Schlagwort „Lebenslanges Lernen“ ist per se nichts Neues und wird schon seit den 80er Jahren diskutiert. Es gibt also schon lange ein Bewusstsein dafür, dass Wissen Halbwertszeiten hat und immer wieder – auch eigenständig – aktualisiert werden muss. Womit wir aber in unserer heutigen Zeit stärker konfrontiert sind, sind der beschleunigte technologische Fortschritt und die steigende Datendichte. Diese erfordern mehr Informationskompetenz.

Meiner Ansicht nach ist „Lebenslanges Lernen“ eine Haltung, die man hat. Studierende bringen diese Einstellung von vornherein mit und sind daher prädestiniert, laufend ihr Wissen zu reflektieren. Denn ein Studium erfordert von Anfang an eine gewisse Selbstständigkeit und einen offenen Zugang zur Informationsbeschaffung. Jede/r Studierende ist selbst dafür verantwortlich, das Studium bestmöglich zu organisieren. Auch die Fähigkeit, Unterstützungsangebote wie Mentoring@WU oder Learning Communities für sich zu nutzen, gehört hier dazu. Denn ein Voneinander-Lernen und ein gemeinsamer Austausch sind wesentliche Komponenten einer Wissenskultur.

Während des Studiums wird man fortwährend vor Wahlmöglichkeiten gestellt – auch das stärkt natürlich den positiven Zugang, sich mit Alternativen auseinanderzusetzen. Gleichzeitig bekommen Studierende durch das forschungsgeleitete Lernen auch Neugier darauf, wie sich Wissen verändert. Mit anderen Worten: Durch das Studium bekommt man die notwendigen Grundlagen, das Update und die Weiterentwicklung des Wissens obliegen einem selbst.

Und genau das zeichnet Universitäten aus: Man lernt, zu lernen. Die Lehrenden lassen Studierende an ihrer Forschung teilhaben – dadurch wird man inspiriert und motiviert, Dingen auf den Grund zu gehen. Lernen und Wissen sind keine Pakete, die man konsumiert und dann abhakt. Vielmehr ist Wissen ein Prozess, auf den man sich immer wieder einlässt.

 


Konnektivität

Schlagworte: Social Networks, Sharing Economy, Big Data, Smart Devices

Wir leben in einem Netzwerk von Netzwerken. Wir teilen unseren Alltag mit (anonymen) Online-Communities, unsere Smartphones tracken unsere Fitness und durch Car-to-Car-Kommunikation soll das Stau- und Unfallrisiko gemindert werden. Netzwerkkompetenzen sind für Individuen und Unternehmen ein Schlüssel zum Erfolg.


Edeltraud Hanappi-Egger: Der Aufbau von Netzwerken während des Studiums hat mehrfachen Nutzen: Zum einen werden die Sozial- und Teamkompetenzen gestärkt, zum anderen sind bestehende Kontakte ein Kapital für künftige Karriereschritte oder Entscheidungen.

Wir setzen an der WU sehr auf den Aufbau von persönlichen Netzwerken. Unterschiedliche Programme wie die Top League oder das Center of Excellence geben Studierenden die Gelegenheit, untereinander Netzwerke zu bilden. Nahezu jede SBWL kooperiert mit Vertreter/innen aus der Wirtschaft und schafft so einen Netzwerkzugang zu Arbeitgebern. Und das größte Netzwerk, in das man automatisch hineinkommt und das einen ein Leben lang begleitet, ist das Alumni-Netzwerk. Dieses bietet eine enorme Chance beim Übergang ins Berufsleben.

Außerdem sind Studierende heute sehr medienkompetent – das ist uns insbesondere in diesem Frühjahr, als wir die WU in einer ziemlichen „Hauruck-Aktion“ komplett auf Distanzlehre umgestellt haben, einmal mehr aufgefallen. Es gibt viele Online-Features – learn@WU, WhatsApp-Gruppen, Calls über Teams oder Skype –, die Gruppenarbeiten und das Vernetzen untereinander auch online ermöglichen.

 


Neo-Ökologie

Schlagworte: Achtsamkeit, Bio-Boom, Social Business, E-Mobility

Das Bewusstsein für Klimawandel und Nachhaltigkeit steigt nicht erst seit Greta Thunberg. Das Umdenken in puncto Energie, Ressourcenausbeutung, Lebensmittelproduktion und fairen Handels wirkt sich sowohl auf persönliche Kaufentscheidungen als auch auf gesellschaftliche Werte aus.


Edeltraud Hanappi-Egger: Die WU beschäftigt sich schon lange mit dem Thema Nachhaltigkeit. Bei meiner Übernahme des Rektorats im Jahr 2015 habe ich auch noch einmal starke Akzente gesetzt. Meiner Meinung nach geht es um Responsibility – also um ein Konzept von verantwortungsvollem Wirtschaften und Handeln, das ökologische genauso wie ökonomische und soziale Faktoren integriert. Unser erklärtes Ziel als „responsible university“ ist es, zukunftsfähiges Wirtschaften zu erforschen, zu lehren und selbst zu leben. Wir orientieren uns hierfür an den 6 Prinzipien von PRME – Principles for Responsible Management Education.

An der WU wird derzeit zu vielen Sustainable Development Goals der UN geforscht. Im Kompetenzzentrum STaR können Forscher/innen interdisziplinär an den Themen Sustainability, Transformation und Responsibility Wissen generieren. Dieses soll wiederum in eine evidenzbasierte Politik einfließen.

Auch in der Lehre findet das Bewusstsein für verantwortungsvolles Wirtschaften Einzug. Der Master „Socio-Ecological Economics and Policy“ widmet sich ganz dem Schwerpunkt Neo-Ökologie. Und bereits im Bachelor-Studium wird in eigenen Lehrveranstaltungen auf das Thema zukunftsfähiges Wirtschaften eingegangen.

Die WU agiert natürlich auch selbst wirtschaftlich und gesellschaftlich verantwortungsvoll. Es gibt Strategien in den Bereichen Barrierefreiheit, Antidiskriminierung und Inklusion, der Campus WU ist als erster in Österreich klimaneutral betrieben. Seit 2019 unterstützt die WU auch Scholars at Risk, ein Hochschulnetzwerk, das Forscher/innen, die unter politischen Druck gekommen sind, ihre Forschung weiter ermöglicht.

Die WU bekennt sich also klar zu ihrer gesellschaftlichen Verantwortung. Wir setzen alle unsere Energien darauf, den Entscheidungsträger/innen von morgen das Rüstzeug für verantwortungsvolles Wirtschaften mitzugeben. Ich sehe es als essenziell, dass die WU in den Dialog mit Gesellschaft, Wirtschaft und Politik geht und eine Vorbildfunktion einnimmt.

 


Individualisierung

Schlagworte: Diversity, Lebensqualität, Single-Gesellschaft, Wir-Kultur

Wir können unser Leben immer mehr so gestalten, dass es genau zu unseren Werten und Vorstellungen passt. So einzigartig, wie eben nur wir sind. Als Teil des Trends ist aber auch der Wunsch nach Gemeinschaft erkennbar. Social Skills, die sowohl das selbstbestimmte als auch das teamorientierte Handeln betreffen, sind gefragt.


Edeltraud Hanappi-Egger: Wir erkennen in der heutigen Zeit 2 Strömungen: Zum einen das Streben nach individueller Entfaltung und zum anderen den Wunsch nach Zugehörigkeit. Diesen können wir an der WU durch die Bildung von Netzwerken und Communities abdecken.

Aber auch der „Freiheit der Wahl“ kommt im WU Studium ein sehr hoher Stellenwert zu. Unsere Studierenden können sich in ihren Curricula sehr individuelle Schwerpunkte setzen. Nach dem CBK – dem Common Body of Knowledge – geht es in unterschiedliche Studienzweige, zusätzlich gibt es eine große Auswahl an SBWLs oder Wahlfächern. Für den internationalen Austausch kooperieren wir mit rund 240 Partneruniversitäten auf allen Kontinenten. Und nach dem Studium stehen den WU Absolvent/innen die unterschiedlichsten Berufe, Branchen und Arbeitgeber für den persönlichen Karriereweg offen.

Das ist auch ein USP der WU: Wir schaffen den Spagat zwischen breitem Wissen und persönlicher Schwerpunktsetzung. Die Balance zwischen Individualisierung und Community-Building. 2019 haben wir durch das Student Counselling außerdem eine Anlaufstelle für die Planung der individuellen Lernpfade geschaffen. Dadurch können wir die persönlichen Stärken und Interessen der Studierenden noch mehr in den Fokus stellen und diesbezüglich auch beratend zur Seite stehen.

 


Silver Society

Schlagworte: Golden Mentor, Un-Ruhestand, Lifelong Learning

Aufgrund des demografischen Wandels wird die Weltbevölkerung immer älter, das Pensionsantrittsalter steigt. Heute treffen bisweilen 4 Generationen, von der Gen Z bis zu den Babyboomern, in Unternehmen aufeinander. Unternehmen setzen auf ein offenes und flexibles Mindset in altersdiversen Teams.


Edeltraud Hanappi-Egger: In Zeiten einer altersdiversen Belegschaft ist es ein Gebot der Logik, dass sich Unternehmen mit dem Diversitätsthema Age-Management beschäftigen. Auch an der WU begegnen sich Personen in den unterschiedlichsten Lebensphasen – zwischen Studierenden und Vortragenden liegen mitunter Generationen. Bei unseren wissenschaftlichen Mitarbeiter/innen gibt es eine starke Altersheterogenität. Und ich freue mich, dass auch viele emeritierte Professor/innen noch sehr aktiv sind und sich in unsere Themen einbringen.

Der Vorteil von Begegnungen unterschiedlicher Generationen ist ja, dass man von den Erfahrungen älterer Kolleg/innen profitiert. Unser Frauenförderprogramm Wise Women of WU setzt genau an diesem Benefit an: WU Absolventinnen, die heute in Top-Managementpositionen sind, nehmen sich jüngerer Kolleginnen an, die gerade den ersten Karriereschritt machen. Dieser Austausch wird als sehr positiv bewertet. Die jüngeren Kolleginnen sind dankbar, dass ihnen schon jetzt Know-how zur Verfügung gestellt wird, das sie aufgrund des eigenen Alters ja noch gar nicht haben können.

Brigitte Kuchenbecker

Brigitte arbeitet seit elf Jahren für das ZBP. Ihre Leidenschaften sind das Schreiben und die Personalarbeit – umso besser, dass sie als Chefredakteurin des Karrieremagazins und Autorin des Blogs beide Interessen vereinen kann. In ihrer Freizeit findet man sie in der Natur: beim Wandern, Klettern oder Garteln.

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