Franz Ebermann hat Wirtschaftsrecht studiert und nach dem Studium erst mal den klassischen Anwaltsweg in einer Wiener Kanzlei eingeschlagen. Er erzählt uns, was ihn dann doch nach Luxemburg gebracht hat und wieso der Rechnungshof ein sehr interessanter Arbeitgeber für WU Absolvent*innen ist. 

Wie hast du dein WU Studium in Erinnerung und wie hat es dich auf deine spätere Laufbahn vorbereitet?

Die Zeit an der WU habe ich sehr positiv in Erinnerung. Das Studium war gut organisiert und es gab neben dem Lehrbetrieb auch viele soziale Aktivitäten auf dem Campus. Mich haben auch die vielen Gespräche und Diskussionen mit Studienkolleg*innen geprägt und es sind daraus langjährige Freundschaften entstanden. Das Wirtschaftsrechts-Studium selbst war eine gute Vorbereitung, um danach direkt in der Anwaltschaftsbranche zu beginnen. Im Zuge des Wechsels zum Europäischen Rechnungshof war auch die betriebswirtschaftliche Ausbildung sehr hilfreich.

Wie bist du zur EU gekommen?

Ich habe damals in Wien als Anwalt gearbeitet, als ich erfahren habe, dass das neue Mitglied am Rechnungshof, Frau Berger, eine*n Mitarbeiter*in für ihr Kabinett sucht. Ich habe diese Herausforderung sehr interessant gefunden, auch wenn es ein Sprung ins Ungewisse war, da ich davor nicht in europäischen Institutionen tätig war. Zudem hatte ich keine konkrete Vorstellung davon, was mich am Rechnungshof in Luxemburg erwartet. Da die Auswahl direkt bei Frau Berger lag, war der Bewerbungsprozess sehr klassisch, mit Bewerbungsschreiben und Bewerbungsgespräch.

Was sind deine Aufgaben und wie sieht dein beruflicher Alltag aus? 

Meine Hauptaufgaben liegen bei allen Aufgaben, die mit der Tätigkeit als Mitglied des Rechnungshofes einhergehen. Dies betrifft etwa die Vorbereitung von Präsentationen von Prüfberichten im Europäischen Parlament, im Rat oder im österreichischen Parlament als auch die Öffentlichkeitsarbeit in Österreich.

Ein weiterer Schwerpunkt ist die Betreuung von Prüfungen. So sind wir z. B. für das Kapitel „Kohäsion“ des Jahresberichts des Rechnungshofes zuständig, der jedes Jahr im Oktober veröffentlicht wird. Dabei prüfen wir, ob die Kohäsionsförderungen, die einen erheblichen Anteil des gesamten EU-Budgets ausmachen, nach den einschlägigen gesetzlichen Regelungen erfolgt sind. Weiters verantworten wir auch den Teil der Qualitätskontrollen von Prüfberichten.

Was zeichnet die EU als Arbeitgeber aus?

Was den Rechnungshof als Arbeitgeber interessant macht, ist sicher die internationale und interkulturelle Arbeitsatmosphäre, da Menschen vieler verschiedener Nationalitäten zusammenarbeiten. Es ist sehr spannend, gemeinsam mit Menschen verschiedenster kultureller und regionaler Hintergründe an Projekten zu arbeiten. Dadurch habe auch ich schon oft einen breiteren Blickwinkel auf verschiedene Problemstellungen bekommen. Viel Wert wird zudem auf Weiterbildung der Mitarbeiter*innen und deren Spezialisierung in den verschiedenen geprüften Politikbereichen gelegt.

Der Rechnungshof unternimmt zudem auch viele Anstrengungen, um den täglichen Betrieb möglichst klima- und umweltschonend zu gestalten und damit seiner Vorbildwirkung in diesem Bereich gerecht zu werden.

Was sollte man mitbringen, wenn man für die EU arbeiten möchte?

Wesentlich ist sicher die Bereitschaft, international arbeiten zu wollen, und Interesse an den Politikbereichen der EU zu haben. Erforderlich sind neben einschlägigem Fachwissen dabei jedenfalls gute Englischkenntnisse, weitere Sprachen sind immer ein Pluspunkt. Man sollte zudem über soziale Kompetenz im Umgang mit Menschen und gute Kommunikationsfähigkeiten verfügen.

Für den Rechnungshof selbst ist auch ein hohes Maß an Flexibilität und inhaltlicher Anpassungsfähigkeit hilfreich, denn die Sonderberichte behandeln die verschiedensten Themen der EU-Ausgaben und Politiken, von Landwirtschaft und Klimaschutz über Förderung benachteiligter Regionen bis hin zu regulatorischen Themen, z. B. im Bankenbereich.

Hast du Tipps für jene, die eine Karriere bei der EU anstreben?

Am wichtigsten finde ich, sich von der Herausforderung nicht abschrecken zu lassen und ausreichend auf das Bewerbungsverfahren vorzubereiten. Mit einer Ausbildung an der WU hat man jedenfalls das notwendige Basiswissen für eine Karriere in der EU.

Bild: © privat


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Brigitte Kuchenbecker

Brigitte arbeitet seit elf Jahren für das ZBP. Ihre Leidenschaften sind das Schreiben und die Personalarbeit – umso besser, dass sie als Chefredakteurin des Karrieremagazins und Autorin des Blogs beide Interessen vereinen kann. In ihrer Freizeit findet man sie in der Natur: beim Wandern, Klettern oder Garteln.

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