Fotos: © Cochic Photoraphy, Leah Takata

Von Mäusen, Vulkanen, Telegrammen und tausenden Karrieren

Ich beschäftige mich nun seit mehreren Jahrzehnten mit dem Thema Berufsplanung und Karriere. Nun ist das mit der Karriereplanung immer so ein Thema: Wusste ich am Ende meines Studiums, wohin mich meine eigene Karrierereise führen würde? Nein! Zumal es meinen Job in der heutigen Form in Österreich noch gar nicht gab: Geschäftsführerin eines Career Centers mit 20 Mitarbeiter*innen. Es gab damals 1 oder 2 Mini-Career-Center an österreichischen Universitäten. Sah ich darin meine berufliche Zukunft? Nein. Zwischenzeitlich haben wir aus einem kleinen
ZHP Verein ein etabliertes Unternehmen entwickelt. Und ich arbeite seit über 20 Jahren hier und nach wie vor mit großer Begeisterung für meinen Job.

Erfolge: „Ich habe meinen Job über das ZBP gefunden.“

Kürzlich habe ich eine Podiumsdiskussion moderiert und einem der Experten am Podium meinen Respekt für seine beachtliche Karriere ausgedrückt. Und dann erzählt mir mein Podiumsgast, dass er seinen ersten Job tatsächlich über das ZBP gefunden hat – und nach einer steilen Karriere nach wie vor im gleichen Konzern arbeitet. So macht Career-Center-Arbeit Freude!

Laufend treffe ich ehemalige Absolvent*innen, egal, ob sie in der Industrie, im Journalismus, bei Banken, im Consulting oder in Start-ups arbeiten, die sich nach Jahren für die Beratung und Vermittlung durch das ZBP bedanken. So wünschen wir uns das im Career Center: den richtigen Job finden. Ich selbst hatte dieses Glück und durfte deshalb schon über so viele Jahre den Weg des
WU Career Centers mitgestalten und tausende Absolvent*innen in den ersten Job begleiten. Danke an die WU und die Vorstände des ZBP für das Vertrauen und die Gestaltungsfreiheit in unserer Career-Center-Arbeit.

International: Der Eyjafjallajökull hielt uns in Atem.

Es kamen im laufe der Jahre so viele Universitäten aus Österreich, aus Nachbarländern und quer durch Europa in das ZBP, um sich unser Modell anzusehen und mit vielen Ideen im Kopf ihre eigenen Career Center aufzubauen. Ich bin im Namen des ZBP selbst auch viel in Europa unterwegs, um andere Unis zu beraten oder zu lernen, wie Career Center anderswo gelebt wird – von Norwegen bis Bulgarien, von Sizilien bis Island und regelmäßig in der Schweiz.

Wiederholt habe ich auch große Career-Center-Konferenzen an der WU organisiert – zuletzt 2022 die EFMD Career Center Conference mit 120 Karriere-Expert*innen aus ganz Europa, Asien, Kanada und Südafrika. Wir haben für unsere Gäste eine Kennenlern-Schnitzeljagd am coolen Campus WU organisiert, hochwertige Speaker*innen zum Thema Karriere eingeladen und fulminantes Feedback zu unserer Arbeit an der WU bekommen. Vom Campus waren sowieso alle schwer beeindruckt. Ein bisschen Bauchweh hat man bei so großen Events natürlich immer, besonders aber nach meiner ersten Career Center Conference. Ich hatte diese im Jahr 2010 organisiert: als unsere Gäste aufgrund des Ausbruchs des Eyjafjallajökull in Island und dem darauffolgenden Zusammenbruch des europäischen Flugverkehrs nicht heimreisen konnten. Zugegeben, da wurde es kurz chaotisch, aber gemeinsam mit den Career-Center-Kolleg*innen aus allen Teilen der Welt fanden wir auch ür diese Herausforderung pragmatische Lösungen.

Damals: Die Hausmaus war bei Bewerbungsgesprächen dabei.

ZBP steht übrigens für Zentrum für Berufsplanung. Und seit der Geburt des ZBP hat sich die Welt in schwindelerregendem Ausmaß gedreht: In meinen ersten Jahren im ZBP kamen Stelleninserate für WU Absolvent*innen noch mit der Post, in Briefumschlägen und wurden im Schaukasten vor dem ZBP ausgehängt. Angehende Absolvent*innen wurden mit Telegrammen über passende Jobs informiert und später – ganz modern – sogar via Fax. Von Smartphone oder Internet gab es noch keine Spur. Heute sorgt unsere digitale Karriere-Plattform dafür, dass neue Jobangebote unseren Studierenden in Sekundenschnelle zugänglich sind, und durch die Digitalisierung verpassen selbst Studierende im Auslandssemester keine Karriere-Events. Wie wird erst die KI unser weiteres Arbeitsleben verändern!

Die WU hatte vor 40 Jahren übrigens 552 Absolvent*innen, im letzten Jahrgang 2022 waren es 3.333! Im Career Center wird es schon allein deshalb nie langweilig und es gibt laufend Neues: Im Zuge der Bologna-Reform etwa erklärten wir Firmen, dass Bachelor „richtige WU Absolvent*innen“ sind, seit 4 Jahren erleben wir, wie eine Pandemie nicht nur die Welt, sondern den täglichen Arbeitsalltag in Atem hält. In den „good old times“ luden wir regelmäßig zu Sponsionscocktails ins noble Palais ein, es regnete aber auch ins ZBP Büro in der Augasse herein und unsere Hausmaus kletterte während dem einen oder anderen Bewerbungsinterview vergnüglich die Regale hoch.

Highs and Lows

Da fällt mir noch eine nette Anekdote ein: Das ZBP holt jährlich 200-300 Firmen an die WU. Ich erinnere mich gut an eine damals heiß ersehnte Firmenpräsentation, zu der Lehman Brothers aus London einfliegen wollte, im September 2008. 5 Tage davor schlug die Nachricht ein, dass Lehman aufgrund der Finanzkrise Insolvenz anmelden musste. Ich habe im ZBP im Lauf der Jahre viele Ups and Downs am Stellenmarkt erlebt, aber der Grundgedanke der Career-Center-Arbeit ist immer geblieben: Bewerbungsberatung, Karrieremessen, Jobangebote … das alles ist seit Anfang an da: bewährt, doch über die Jahre ganz anders, aber auf jeden Fall mit viel Herzblut und Neugierde auf den nächsten Schritt verbunden.

 

Ursula Axmann
ist Geschäftsführerin des WU ZBP Career Center.

Ursula Axmann

Ursula ist seit einer halben Ewigkeit für das Career Center der WU verantwortlich. Ihr Herz schlägt höher, wenn sie WU Absolvent/innen trifft, die ihr - oft erst nach vielen Jahren - erzählen, dass sie über das ZBP ihren ersten Job gefunden haben. Mit großem Vergnügen pflegt Ursula freundschaftliche Kontakte zu Top-Career Centers quer durch Europa, um die besten Ideen aus der Karriereberatung an die WU zu holen.

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