Die vielfältigen Karrieremöglichkeiten, die die EU bietet, sind Studierenden oftmals nicht ausreichend bekannt und es kursieren viele falsche Annahmen. Muss man zwingend in Brüssel oder Luxemburg leben? Ist eine EU-Staatsbürgerschaft eine strikte Voraussetzung? Muss man viele Fremdsprachen können? Und gibt es überhaupt genug Angebote für Bewerber*innen mit wirtschaftlichem Background?

Die EU ist auf jeden Fall ein Arbeitgeber, der den Ansprüchen der sinnsuchenden Gen Z gerecht wird – in den Institutionen kann viel bewegt und vorangetrieben werden. Bei den großen Themen unserer Zeit wie Klimawandel oder Rechtsstaatlichkeit hat die EU mittlerweile eine gewisse Vorreiter- und Vorbildfunktion etabliert – sie zeigt, dass es möglich ist, ambitionierte Schritte in diesen Bereichen zu setzen, und schafft Hoffnung auf echte Veränderung.

Die Sachverhalte des beruflichen Alltags von EU-Bediensteten sind meistens bereichsübergreifend und es bedarf deshalb eines ausgeprägten interdisziplinären Verständnisses. Aus diesem Grund und um Kompetenzen auszubauen, bieten die EU-Institutionen ihren Mitarbeiter*innen regelmäßig Weiterbildungsmöglichkeiten an. Daher gibt es neben den Fortbildungsabteilungen der einzelnen Institutionen auch einen interinstitutionellen Dienst, die Europäische Verwaltungsakademie, um sicherzustellen, dass Bedienstete immer über das notwendige Know-how verfügen und sich weiterbilden können. Die Gehälter von EU-Bediensteten sowie die zahlreichen Zulagen sind mehr als konkurrenzfähig. Sie sind transparent auf der EPSO-Website (Europäisches Amt für Personalauswahl) frei einsehbar.

Die EU hat vor kurzem einen neuen, zeitgemäßen Kompetenzrahmen veröffentlicht. Bewerber*innen müssen demnach folgende Fähigkeiten mitbringen:

  1. Kritisches Denken, Analyse und kreative Problemlösung
  2. Entscheidungsfindung und Erzielung von Ergebnissen
  3. Digitale Kompetenz und Anpassungsfähigkeit (Informationsmanagement)
  4. Selbstmanagement
  5. Teamfähigkeit
  6. Lernkompetenz
  7. Kommunikationsfähigkeit
  8. Intrapreneurship (Binnenunternehmertum)

Leicht zu erraten: Die EPSO-Auswahlverfahren sind sehr kompetitiv und verlangen Bewerber*innen viel Ausdauer und Geduld ab. Geprüft werden u. a. sprachlogisches Denken, Zahlenverständnis und abstraktes Denken. Außerdem gibt es einen Wissenstest und eine Fallstudie zu lösen. Wer dieses komplexe Verfahren erfolgreich absolviert, kommt auf die sogenannte „Reserveliste“, auf die die EU-Institutionen zugreifen können. Der Prozess wurde vor kurzem umstrukturiert und findet nun gänzlich online statt. Dieses Jahr starten bereits Verfahren im neuen Modell – besonders interessant für WU Bewerber*innen: das Auswahlverfahren für Wirtschaftswissenschaftler*innen im Sommer und das Generalist*innen-Auswahlverfahren (für Hochschul-Absolvent*innen, keine Berufserfahrung notwendig, unbefristeter Vertrag) im Herbst/Winter.

Für die meisten Stellen ist eine EU-Verfahrenssprache (Deutsch, Englisch, Französisch) auf C1-Niveau sowie eine weitere EU-Sprache auf B2-Niveau Voraussetzung. Jede weitere Sprache ist natürlich ein enormer Vorteil. Alle Institutionen und Agenturen der EU bieten bezahlte Praktika an – man muss aber bereits einen Bachelorabschluss vorweisen können. Praktika sind auch für Drittstaatsangehörige zugänglich, ebenso wie die CAST-Positionen – hierbei handelt es sich um befristete Verträge.

Übrigens: Auch bei der EU gibt es trotz der schönen Devise „In Vielfalt geeint“ noch Luft nach oben hinsichtlich der Repräsentanz der einzelnen Mitgliedstaaten – Österreicher*innen z. B. sind bei den Institutionen und Agenturen der EU stark unterrepräsentiert. Also: Bewerben, bewerben, bewerben! Während des gesamten Rekrutierungsprozesses gibt es Unterstützung von der EU JOB Information – einer speziellen Abteilung des Bundesministeriums für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport, deren Aufgabe es ist, EU-Karrieren zu bewerben und Interessierte auf dem Weg dorthin zu begleiten. Natürlich kannst du dich bei Interesse auch jederzeit an die EU Careers Student Ambassadors der WU wenden (im Studienjahr 2022/23 Kornelia Gierlicka; oder LinkedIn).

Ich hoffe, euch einen groben Überblick gegeben zu haben. Am wertvollsten ist es jedoch immer, Erfahrungsberichte aus erster Hand zu hören. Ich hatte das Glück, mit 5 EU-Bediensteten aus Brüssel, Seoul, Berlin und Luxemburg zu sprechen, die ebenfalls stolze WU Alumni sind. Sie erzählen von ihrem Karriereweg und reflektieren, was es für sie bedeutet, für die EU zu arbeiten.

Bild: © PicturePeople


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